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Camper mieten: Worauf du wirklich achten musst
Dein detaillierter Ratgeber zum Mieten eines Campers. Von der Auswahl des richtigen Fahrzeugs über Versicherungen bis zur Übergabe – so vermeidest du teure Fehler.
Der Traum von Freiheit und Abenteuer, von ungebundenen Reisen und dem Aufwachen an den schönsten Orten der Welt – das ist es, was die Faszination des Campings ausmacht. Ein eigenes Wohnmobil ist für viele der Inbegriff dieses Traums, doch der Weg dorthin ist oft mit hohen Kosten und viel Verantwortung verbunden. Die perfekte Lösung für den Einstieg oder für gelegentliche Reisen lautet daher: einen Camper mieten.
Doch gerade hier lauern viele Fallstricke. Der Markt ist riesig, die Fahrzeugtypen vielfältig und die Mietbedingungen oft undurchsichtig. Worauf musst du also wirklich achten, um deine Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis und nicht zu einem finanziellen Albtraum zu machen?
Dieser Ratgeber ist dein ehrlicher und umfassender Begleiter. Wir verzichten auf reißerische Phrasen und konzentrieren uns auf das, was wirklich zählt: fundiertes Wissen, praxiserprobte Tipps und detaillierte Checklisten. Wir führen dich Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess – von der ersten Überlegung bis zur Rückgabe des Fahrzeugs.
Teil 1: Die Vorbereitung – Das Fundament deiner Reise
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete – das gilt nirgendwo mehr als bei der Anmietung eines Campers. Bevor du dich in die Suche stürzt, solltest du dir über einige grundlegende Punkte im Klaren sein.
Wer reist mit und wohin soll es gehen?
Die wichtigste Frage zuerst: Was sind die Rahmenbedingungen deiner Reise?
- Anzahl der Personen: Reist du allein, als Paar, mit kleinen Kindern oder mit Freunden? Die Anzahl der Mitreisenden bestimmt die benötigte Anzahl an Sitz- und Schlafplätzen. Achte hier genau auf die Angaben des Vermieters. Ein "4-Personen-Camper" hat vielleicht vier Sitzplätze, aber nur zwei feste Schlafplätze und zwei weitere, die umständlich umgebaut werden müssen. Für eine Familie mit zwei Kindern ist das oft unpraktisch.
- Reiseziel und Reisezeit: Planst du eine Tour durch die engen Gassen süditalienischer Dörfer oder eine lange Fahrt durch die Weiten Skandinaviens? Fährst du im Hochsommer oder im kühlen Herbst? Das Reiseziel beeinflusst die Anforderungen an die Fahrzeuggröße und -ausstattung. Ein riesiges, vollintegriertes Wohnmobil ist in der Stadt unpraktisch, während ein kleiner Campervan im Winter an seine Grenzen stoßen kann.
- Art der Reise: Bist du eher der Typ für Campingplätze mit voller Infrastruktur oder träumst du vom autarken Stehen in der Natur? Deine Reiseart entscheidet über die Notwendigkeit von Dingen wie einer großen Batterie, Solaranlage, einer richtigen Toilette und ausreichend Frischwasservorrat.
Welcher Fahrzeugtyp passt zu dir?
Der Begriff "Camper" ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Fahrzeugen. Die richtige Wahl ist entscheidend für deinen Komfort und das Gelingen der Reise.
1. Der Kastenwagen (Campervan):
- Beschreibung: Ein ausgebauter Kleintransporter (z. B. Fiat Ducato, VW Crafter). Kompakt, wendig und alltagstauglich.
- Ideal für: 2 Personen, Städtetrips, Paare, die viel unterwegs sind und das Fahrzeug auch als Alltagsauto nutzen wollen.
- Vorteile: Wendig, spritsparend, unauffällig, passt in die meisten Parklücken.
- Nachteile: Begrenzter Platz, oft keine feste Dusche (nur Außendusche), weniger Stauraum.
2. Der Teilintegrierte (TI):
- Beschreibung: Das Fahrerhaus des Basisfahrzeugs bleibt erhalten, dahinter schließt sich eine breitere Wohnkabine an. Der beliebteste Typ in Europa.
- Ideal für: 2-4 Personen, Familien mit einem Kind, Paare, die mehr Komfort und Platz wünschen.
- Vorteile: Guter Kompromiss aus Größe und Wohnkomfort, oft mit großer Heckgarage, angenehmes Fahrgefühl.
- Nachteile: Breiter als ein Kastenwagen, was in engen Straßen eine Herausforderung sein kann.
3. Der Alkoven:
- Beschreibung: Erkennbar an der charakteristischen "Nase" über dem Fahrerhaus, in der sich ein großes Bett befindet.
- Ideal für: Familien mit Kindern, Gruppen von Freunden.
- Vorteile: Viel Platz und Stauraum, klar getrennte Schlafbereiche, oft günstiger in der Miete.
- Nachteile: Hoher Luftwiderstand führt zu höherem Spritverbrauch, eingeschränkte Durchfahrtshöhe, oft seitenwindanfälliger.
4. Der Vollintegrierte (VI):
- Beschreibung: Die Königsklasse. Das Fahrerhaus ist vollständig in den Wohnraum integriert, was ein großzügiges Raumgefühl schafft.
- Ideal für: Paare mit hohem Komfortanspruch, Langzeitreisende.
- Vorteile: Panorama-Frontscheibe mit tollem Ausblick, exzellente Isolierung, luxuriöses Raumgefühl.
- Nachteile: Sehr teuer in der Anschaffung und Miete, oft schwer (Führerschein beachten!), Reparaturen am Fahrerhaus sind aufwendiger.
Führerschein-Falle: Achte unbedingt auf das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs!
- Bis 3,5 Tonnen: Darfst du mit dem normalen PKW-Führerschein (Klasse B) fahren.
- Über 3,5 Tonnen: Benötigst du den alten Führerschein Klasse 3 (vor 1999 gemacht) oder einen LKW-Führerschein (C1). Viele größere Wohnmobile, insbesondere für Familien, überschreiten diese Grenze schnell!
Teil 2: Die Suche – Wo und wie du den richtigen Camper findest
Der Markt für Miet-Camper teilt sich grob in drei Bereiche: professionelle Vermieter, private Sharing-Plattformen und kleine, lokale Anbieter.
Professionelle Vermieter (z. B. McRent, Rent and Travel, Roadsurfer)
- Beschreibung: Große Unternehmen mit standardisierten Prozessen, neuen Fahrzeugen und einem breiten Netz an Stationen.
- Vorteile:
- Neue Fahrzeuge: Die Flotten sind meist nicht älter als 1-2 Jahre.
- Zuverlässigkeit: Hohe Standards bei Wartung und Sauberkeit.
- Service: Oft 24/7-Notfallhotlines und europaweiter Pannenschutz.
- Transparenz: Klare Mietbedingungen und Versicherungspakete.
- Nachteile:
- Preis: Meist teurer als private Angebote.
- Flexibilität: Feste Abhol- und Rückgabezeiten, oft weniger persönliche Ausstattung.
- Kilometerbegrenzung: Oft sind nur 250-300 km pro Tag inklusive.
Private Sharing-Plattformen (z. B. PaulCamper, Yescapa)
- Beschreibung: Plattformen, die private Camper-Besitzer mit Mietern zusammenbringen. Quasi das "Airbnb für Wohnmobile".
- Vorteile:
- Preis: Oft deutlich günstiger als professionelle Anbieter.
- Ausstattung: Die Fahrzeuge sind meist liebevoll und komplett ausgestattet – vom Korkenzieher bis zum Campingstuhl ist oft alles an Bord.
- Vielfalt: Riesige Auswahl an individuellen und einzigartigen Fahrzeugen.
- Persönlicher Kontakt: Direkter Austausch mit dem Besitzer, der oft wertvolle Tipps geben kann.
- Nachteile:
- Zustand: Der Zustand der Fahrzeuge kann stark variieren.
- Verfügbarkeit: Dein Wunschfahrzeug ist vielleicht nur an wenigen Terminen verfügbar.
- Service: Bei einer Panne oder einem Problem bist du stärker auf den Besitzer und die Plattform angewiesen.
- Versicherung: Die Versicherungsbedingungen müssen genau geprüft werden.
Worauf du bei der Buchung achten musst
Egal, wo du buchst, die folgenden Punkte sind entscheidend:
- Der Mietpreis: Was ist wirklich inklusive?
- Servicepauschale: Fast alle Vermieter erheben eine einmalige Pauschale. Diese deckt oft die Gasflaschen, Toilettenchemie und eine ausführliche Einweisung ab.
- Kilometer: Wie viele Kilometer sind pro Tag/Woche frei? Was kostet jeder zusätzliche Kilometer? Das kann schnell teuer werden!
- Ausstattung: Sind Campingmöbel, Geschirr, Bettwäsche und Handtücher dabei oder kostet das extra?
- Die Versicherung: Das wichtigste Thema überhaupt!
- Haftpflicht: Ist immer dabei, deckt Schäden ab, die du anderen zufügst.
- Vollkasko/Teilkasko: Schützt das Mietfahrzeug. Entscheidend ist die Selbstbeteiligung! Diese liegt oft bei 1.000 € bis 2.500 € pro Schadensfall.
- Zusatzversicherungen: Viele Vermieter bieten Pakete an, um die Selbstbeteiligung zu reduzieren. Das kostet extra, kann sich aber lohnen. Prüfe genau, was abgedeckt ist (Reifenschäden, Steinschlag, Schäden am Dach/Unterboden sind oft ausgeschlossen!).
- Innenraumversicherung: Schäden im Inneren (z. B. ein kaputter Tisch) sind oft nicht von der Kasko abgedeckt. Hierfür gibt es separate Versicherungen.
- Die Kaution:
- Die Kaution entspricht in der Regel der Höhe der Selbstbeteiligung.
- Sie wird auf deiner Kreditkarte geblockt oder muss vorab überwiesen werden. Stelle sicher, dass dein Kreditkartenlimit ausreichend ist!
- Die Rückzahlung kann nach der Reise mehrere Wochen dauern.
Teil 3: Die Übergabe – Dein wichtigster Termin
Die Übergabe ist der kritischste Moment der gesamten Miete. Nimm dir dafür Zeit – mindestens eine Stunde, besser anderthalb. Lass dich nicht hetzen! Hier entscheidet sich, ob du für Schäden verantwortlich gemacht werden kannst, die du nicht verursacht hast.
Das Übergabeprotokoll: Dein Schutzschild
Das Übergabeprotokoll ist dein wichtigstes Dokument. Hier wird der Zustand des Fahrzeugs vor deiner Abreise festgehalten.
1. Die Außeninspektion:
- Gehe langsam und systematisch um das gesamte Fahrzeug.
- Schau dir alles bei gutem Licht an. Gehe in die Hocke, um auch die unteren Bereiche zu sehen.
- Jeder einzelne Kratzer, jede Delle, jeder Steinschlag muss im Protokoll vermerkt werden! Sei hier extrem penibel. Was nicht im Protokoll steht, hast du im Zweifel verursacht.
- Fotografiere und filme alles! Mache Detailaufnahmen von allen Vorschäden und ein Video, in dem du einmal um das gesamte Fahrzeug gehst. Achte darauf, dass Datum und Uhrzeit stimmen.
- Dach und Unterboden: Bitte den Vermieter, dir zu zeigen, wie du das Dach inspizieren kannst (oft gibt es eine Leiter). Schäden am Dach sind teuer und werden gerne übersehen.
- Reifen: Prüfe das Profil und schau nach sichtbaren Schäden. Welches Alter haben die Reifen (DOT-Nummer)?
- Fenster: Acrylglasfenster sind kratzempfindlich. Prüfe sie auf Risse und Kratzer.
2. Die Funktionsprüfung im Inneren:
- Lass dir jede einzelne Funktion des Campers erklären und probiere sie selbst aus.
- Wasseranlage:
- Funktionieren alle Wasserhähne (warm/kalt)?
- Läuft die Toilettenspülung?
- Ist der Frischwassertank voll?
- Gasanlage:
- Funktioniert der Herd (alle Flammen)?
- Springt der Kühlschrank im Gasbetrieb an?
- Läuft die Heizung und das Warmwasser?
- Elektrik:
- Funktionieren alle Lichter?
- Lassen sich die Batterien laden (Landstrom und während der Fahrt)?
- Funktionieren die 230V-Steckdosen (nur bei Landstromanschluss)?
- Alle Geräte: Teste die Markise, die Verdunkelungsrollos, die Fliegengitter, die Schrankverschlüsse.
3. Die Vollständigkeitsprüfung:
- Gleiche die im Mietvertrag aufgeführte Ausstattung mit dem ab, was tatsächlich an Bord ist.
- Sind Warndreieck, Verbandskasten, Warnwesten vorhanden?
- Ist das Zubehör (Campingstühle, Tisch, Geschirr, Kabeltrommel, Auffahrkeile) komplett und unbeschädigt?
Unterschreibe das Protokoll erst, wenn alles korrekt und vollständig dokumentiert ist.
Teil 4: Unterwegs – Tipps für eine entspannte Reise
Endlich auf der Straße! Damit der Urlaub entspannt bleibt, hier ein paar wichtige Hinweise für den Camper-Alltag.
- Fahren: Ein Wohnmobil fährt sich anders als ein PKW. Es ist höher, breiter, länger und schwerer. Fahre vorausschauend, bremse früher und nimm Kurven weiter aus. Achtung bei Brücken, Unterführungen und tiefhängenden Ästen! Die Höhe deines Fahrzeugs solltest du immer im Kopf haben.
- Routinenchecks: Mache es dir zur Gewohnheit, vor jeder Abfahrt einen kurzen Rundgang um das Fahrzeug zu machen. Sind alle Fenster und Dachluken geschlossen? Ist das Stromkabel abgezogen? Ist die Markise eingefahren?
- Ver- und Entsorgung: Frischwasser, Abwasser (Grauwasser) und die Toilette (Schwarzwasser) müssen regelmäßig versorgt bzw. entsorgt werden. Entsprechende Stationen findest du auf den meisten Camping- und Stellplätzen. Entsorge dein Abwasser niemals in der Natur!
- Gas: Behalte den Füllstand deiner Gasflaschen im Auge. Nichts ist ärgerlicher als eine kalte Dusche oder eine ausgefallene Heizung in einer kühlen Nacht.
- Bei Problemen: Wenn etwas nicht funktioniert oder du eine Panne hast, kontaktiere sofort den Vermieter oder die im Mietvertrag angegebene Notfall-Hotline. Mache keine eigenen Reparaturversuche ohne Absprache.
Teil 5: Die Rückgabe – Der letzte wichtige Schritt
Auch die Rückgabe sollte sorgfältig und ohne Zeitdruck erfolgen. Plane genügend Zeit für die Vorbereitung ein.
Vorbereitung zur Rückgabe
- Reinigung: Das Fahrzeug muss in dem Zustand zurückgegeben werden, wie im Mietvertrag vereinbart. Meist bedeutet das:
- Innen: Besenrein, alle Oberflächen gewischt, Müll entsorgt.
- Außen: Oft ist eine Außenreinigung nicht zwingend erforderlich, es sei denn, das Fahrzeug ist extrem verschmutzt. Kläre das vorher ab. Eine Fahrt durch eine LKW-Waschanlage ist für Mietfahrzeuge oft tabu!
- Toilette: Die Toilettenkassette muss von dir geleert und gereinigt werden. Das ist ein Muss! Ansonsten fallen hohe Reinigungsgebühren an.
- Abwassertank: Der Grauwassertank muss ebenfalls leer sein.
- Tanken: Der Dieseltank muss wieder voll sein. Hebe den Tankbeleg als Nachweis auf.
- Persönliche Sachen: Kontrolliere alle Schränke und Staufächer, um nichts zu vergessen.
Das Rückgabeprotokoll
- Gehe gemeinsam mit dem Vermieter noch einmal um und durch das Fahrzeug.
- Vergleicht den Zustand mit dem Übergabeprotokoll und den von dir gemachten Fotos.
- Wenn neue Schäden vorhanden sind, dokumentiert diese genau.
- Lass dir schriftlich bestätigen, dass das Fahrzeug ohne neue Mängel zurückgegeben wurde.
- Kläre, wann und wie du deine Kaution zurückbekommst.
Abschließende Checkliste: Dein Weg zum perfekten Camper-Urlaub
Phase 1: Planung
- Wer reist mit? Wie viele Schlafplätze werden benötigt?
- Wohin und wann geht die Reise? (Anforderungen an Größe/Ausstattung)
- Welcher Fahrzeugtyp passt zu uns? (Kastenwagen, TI, Alkoven, VI)
- Passt mein Führerschein zum Fahrzeuggewicht (max. 3,5t)?
Phase 2: Buchung
- Angebote von professionellen und privaten Vermietern vergleichen.
- Was ist im Endpreis enthalten? (Servicepauschale, Kilometer, Ausstattung)
- Versicherungskonditionen genau prüfen: Wie hoch ist die Selbstbeteiligung?
- Zusatzversicherung zur Reduzierung der Selbstbeteiligung in Betracht ziehen.
- Höhe der Kaution und Bedingungen für die Rückzahlung klären.
Phase 3: Übergabe
- Genug Zeit einplanen (mind. 1 Stunde).
- Außeninspektion: Jeden Kratzer und jede Delle im Protokoll vermerken.
- Alles mit Fotos und Videos dokumentieren.
- Funktionsprüfung: Wasser, Gas, Strom, alle Geräte testen.
- Ausstattung auf Vollständigkeit prüfen.
- Protokoll erst nach sorgfältiger Prüfung unterschreiben.
Phase 4: Rückgabe
- Fahrzeug gemäß Vertrag reinigen (innen, außen?).
- Toilettenkassette und Abwassertank leeren.
- Volltanken und Beleg aufbewahren.
- Gemeinsame Inspektion mit dem Vermieter.
- Rückgabeprotokoll unterschreiben und Kaution klären.
Einen Camper zu mieten ist der perfekte Weg, um in die Welt des mobilen Reisens einzutauchen. Mit der richtigen Vorbereitung und einem kritischen Blick bei der Übergabe schaffst du die besten Voraussetzungen für einen unbeschwerten und unvergesslichen Urlaub. Wir wünschen dir eine gute Fahrt und fantastische Abenteuer!